Im Zehnten Kinder-und Jugendbericht wird Partizipation zum Leitgedanken. Die (Mit-) Verantwortung von Kindern und Jugendlichen ist eine zentrale Aufgabe. Im Bezug auf Kindertageseinrichtungen ist eine Verteilung von Verantwortung wichtig, um Möglichkeiten des Einbringens von Kompetenzen zu schaffen.
Bei diesem Thema geht es darum, das gemeinsame Leben demokratisch zu gestalten, damit Demokratie erfahrbar wird. Dabei geht es nicht darum, wer bessere Ideen oder schlechtere hat, sondern um die gegenseitige Akzeptanz. Kinder sind Subjekte, die ihr Leben zu großen Teilen selbst in die Hand nehmen können. Auch wenn in den ersten Jahren die Eltern die Hauptverantwortung haben, muss man erkennen, dass Kinder am besten in Situationen lernen, die sie selbst erleben und gestalten. Die praktische Beteiligung von Kindern muss so sein, dass die Kinder von selbst nach ihr fragen. Dazu gehört unter anderem, dass Normen, Werte und Regeln nicht einfach verkündet werden. Regeln definieren Situationen und sagen aus, was gewollt ist und was nicht. Deshalb ist es wichtig, dass die Kinder sie verstehen, um sie zu befolgen.
Partizipation bedeutet, dass Kinder Vorstellungen über das, was für sie „gutes“ Leben ist, entwickeln und ausdrücken können. Es geht nicht darum mit dem Zeigefinger auf moralisches Handeln hinzuweisen, sondern vielmehr ein moralisches Handeln in Beziehungen zu lernen.
Ganz offiziell ist sogar das Recht der Kinder auf Beteiligung (Kinder-und Jugendhilfegesetz KJHG §8) in Übereinkommen der Vereinten Nationen aufgeschrieben und fest verankert. Die Aufgabe der Erwachsenen ist es, altersgerechte Beteiligungsformen für Kinder zu finden. Denn sie sind nicht ein Objekt um das sich alles dreht, sondern das Subjekt um das es geht.
Erzieherinnen und Erzieher spielen in diesem Prozess eine große Rolle, denn sie haben einen familienergänzenden Auftrag und sollten gemeinsam mit den Eltern über gemeinsame Wege nachdenken. Wichtig ist auch der Blick raus aus der eigenen Einrichtung. Mit der Gemeinwesenorientierung ist ein großer Punkt gemeint, der den Blick in die Nachbarschaft lenkt. Das Lebensumfeld der Kinder ist sehr wichtig für ihre Entwicklung. Dazu kommt der Situationsansatz, der hier ein Einmischen der Erzieherinnen und Erzieher in die Politik, die Kirchen, die Gremien – den Ort meint. Eine Partizipation zeichnet sich auch immer durch Präsenz aus.
Die Kompetenzen der Erzieherinnen und Erzieher sollten dabei der Ausgangspunkt partizipatorischer Arbeit in Kindertageseinrichtungen sein. Das Netzwerk, welches aus dem Personal und den Kindern besteht sollte immer in Bewegung sein und eine Dynamik mit sich bringen. Das Wirken der Einrichtung auch in die Gesellschaft ist ein wichtiges Ziel, welches sich lohnt anzustreben.
Quelle: Preissing, Christa, Qualität im Situationsansatz, Weinheim 2003.